Der Kauf eines neuen oder gebrauchten Autos ist für viele Deutsche eine der größten finanziellen Entscheidungen nach dem Erwerb einer Immobilie.
Selten wird der volle Kaufpreis auf einmal bezahlt; stattdessen stehen potenzielle Autobesitzer vor der Wahl zwischen verschiedenen Finanzierungsmodellen.
In Deutschland dominieren dabei zwei Optionen: die klassische Autofinanzierung (oft als Ratenkredit) und das Leasing.
Beide Modelle bieten Vor- und Nachteile, die es sorgfältig abzuwägen gilt, um die optimale Lösung für die persönliche finanzielle Situation und die individuellen Bedürfnisse zu finden.
Das Prinzip der Autofinanzierung: Kauf auf Raten
Bei der Autofinanzierung erwerben Sie das Fahrzeug und werden somit dessen Eigentümer.
Der Kaufpreis wird dabei nicht sofort in voller Höhe entrichtet, sondern über einen bestimmten Zeitraum in monatlichen Raten zurückgezahlt.
Die gängigsten Formen der Autofinanzierung in Deutschland sind:
Klassischer Ratenkredit: Sie nehmen einen Kredit bei Ihrer Hausbank, einer Direktbank oder der Autobank (Bank des Herstellers) auf.
Der Kreditbetrag entspricht dem Kaufpreis des Fahrzeugs (abzüglich einer eventuellen Anzahlung).
Sie zahlen feste monatliche Raten über eine vereinbarte Laufzeit (z.B. 12 bis 84 Monate).
Nach Zahlung der letzten Rate gehört das Fahrzeug Ihnen.
Oft wird der Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II) als Sicherheit bei der Bank hinterlegt, bis der Kredit vollständig getilgt ist.
Drei-Wege-Finanzierung (Ballonfinanzierung): Diese Variante kombiniert Elemente des Ratenkaufs und des Leasings.
Sie zahlen über eine feste Laufzeit (z.B. 36 oder 48 Monate) relativ niedrige monatliche Raten.
Am Ende der Laufzeit steht eine hohe Schlussrate („Ballon“). Für diese Schlussrate haben Sie in der Regel drei Optionen:
- Die Rate komplett bezahlen und das Fahrzeug behalten.
- Die Schlussrate durch einen neuen Kredit finanzieren.
- Das Fahrzeug zum garantierten Restwert an den Händler zurückgeben (ohne Kaufverpflichtung). Diese Option bietet hohe Flexibilität, kann aber bei der Schlussrate eine erneute finanzielle Belastung darstellen, falls keine Rückgabe geplant ist.
Vorteile der Autofinanzierung:
- Eigentum: Sie sind der Eigentümer des Fahrzeugs. Das bedeutet, Sie können damit machen, was Sie möchten (z.B. jederzeit verkaufen, umbauen, ohne Absprache fahren).
- Keine Kilometerbegrenzung (meistens): Im Gegensatz zum Leasing gibt es in der Regel keine vertraglich festgelegte Kilometerbegrenzung, was für Vielfahrer ein großer Vorteil ist.
- Individuelle Gestaltung: Sie können den Kreditvertrag (Anzahlung, Laufzeit, Ratenhöhe) an Ihre finanziellen Möglichkeiten anpassen.
- Langfristige Kostenkontrolle: Sobald der Kredit abbezahlt ist, fallen keine weiteren Finanzierungskosten an. Das Auto gehört Ihnen, und Sie können es so lange fahren, wie Sie möchten.
Nachteile der Autofinanzierung:
- Wertverlust: Sie tragen das volle Risiko des Wertverlustes des Fahrzeugs. Gerade in den ersten Jahren ist dieser sehr hoch. Beim späteren Wiederverkauf kann der Erlös niedriger ausfallen als erhofft.
- Höhere monatliche Raten (oft): Im Vergleich zu Leasingraten sind die monatlichen Finanzierungsraten, insbesondere bei kürzeren Laufzeiten, oft höher, da Sie den gesamten Kaufpreis tilgen.
- Gesamtkosten über die Laufzeit: Obwohl Sie das Auto am Ende besitzen, sind die Gesamtkosten (Kaufpreis + Zinsen) über die Laufzeit oft höher als die reinen Leasingraten, es sei denn, Sie fahren das Auto sehr lange nach der Tilgung.
- Wiederverkauf: Sie müssen sich selbst um den Wiederverkauf des Fahrzeugs kümmern, wenn Sie ein neues Auto wünschen.
Das Prinzip des Leasings: Mieten statt Kaufen
Beim Leasing mieten Sie das Fahrzeug für eine bestimmte Zeit und eine vereinbarte Kilometerleistung.
Sie werden nicht Eigentümer des Fahrzeugs, sondern zahlen lediglich eine monatliche Nutzungsgebühr.
Nach Ablauf des Leasingvertrags geben Sie das Fahrzeug an den Händler zurück.
Leasing ist in Deutschland besonders im gewerblichen Bereich verbreitet, wird aber zunehmend auch von Privatpersonen genutzt.
Die gängigsten Leasingformen:
- Restwertleasing: Der Händler kalkuliert zu Beginn des Vertrags einen erwarteten Restwert des Fahrzeugs am Ende der Laufzeit. Ihre Leasingraten basieren auf der Differenz zwischen dem Kaufpreis und diesem Restwert, plus Zinsen und Gebühren. Liegt der tatsächliche Wert des Fahrzeugs bei Rückgabe unter dem kalkulierten Restwert, müssen Sie die Differenz nachzahlen (Restwertrisiko). Liegt er darüber, erhalten Sie unter Umständen eine Gutschrift.
- Kilometerleasing: Dies ist die häufigste und sicherste Form für Privatpersonen. Sie vereinbaren eine feste Kilometerleistung pro Jahr (z.B. 10.000, 15.000 oder 20.000 km). Die Leasingraten werden basierend auf dieser erwarteten Nutzung kalkuliert. Bei der Rückgabe wird die tatsächliche Kilometerleistung geprüft. Sind Sie weniger gefahren, bekommen Sie oft Geld zurück; sind Sie mehr gefahren, müssen Sie für die Mehrkilometer nachzahlen. Das Restwertrisiko liegt hier beim Leasinggeber.
Vorteile des Leasings:
- Niedrige monatliche Raten: Die Leasingraten sind in der Regel niedriger als die Raten einer Finanzierung, da Sie nur für die Nutzung und den Wertverlust bezahlen, nicht für den vollständigen Kaufpreis.
- Immer ein neues Auto: Leasing ermöglicht es Ihnen, regelmäßig (alle 2-4 Jahre) ein neues Modell mit aktueller Technologie und Sicherheitsstandards zu fahren.
- Planungssicherheit (bei Kilometerleasing): Sie haben eine hohe Kalkulationssicherheit bei den monatlichen Kosten und müssen sich keine Gedanken über den Wertverlust machen.
- Keine Sorgen um den Wiederverkauf: Nach Vertragsende geben Sie das Fahrzeug einfach zurück. Sie müssen sich nicht um den aufwendigen und oft frustrierenden Wiederverkauf kümmern.
- Steuerliche Vorteile (für Gewerbetreibende): Für Unternehmen können Leasingraten als Betriebsausgaben steuerlich abgesetzt werden, was ein großer Vorteil ist.
Nachteile des Leasings:
- Kein Eigentum: Das Fahrzeug gehört Ihnen nicht. Sie bauen kein Vermögen auf.
- Kilometerbegrenzung: Die vereinbarte Kilometerleistung muss genau eingehalten werden, sonst können hohe Nachzahlungen drohen. Für Fahrer mit unregelmäßigem Fahrverhalten oder Vielfahrer kann dies riskant sein.
- Zustand des Fahrzeugs bei Rückgabe: Das Fahrzeug muss sich bei Rückgabe in einem alters- und laufleistungsentsprechenden Zustand befinden. Kleinere Kratzer oder Dellen, die über normale Gebrauchsspuren hinausgehen, müssen Sie als Minderwert bezahlen. Hier können hohe Nachzahlungen anfallen.
- Weniger Flexibilität: Der Leasingvertrag ist bindend. Ein vorzeitiger Ausstieg ist oft teuer oder nur unter hohen Kosten möglich.
- Gesamtkosten (bei langfristiger Betrachtung): Wenn Sie ein Auto sehr lange fahren (z.B. 8-10 Jahre), kann die Finanzierung langfristig günstiger sein, da nach der Tilgung keine weiteren Kosten anfallen. Beim Leasing zahlen Sie immer weiter monatliche Raten für ein neues Fahrzeug.
Welche Option passt zu wem?
Autofinanzierung ist die bessere Wahl, wenn:
- Sie das Auto langfristig besitzen und fahren möchten.
- Sie keine Kilometerbegrenzung wünschen.
- Sie das Auto umbauen oder stark individualisieren möchten.
- Sie keine Angst vor dem Wiederverkauf haben.
- Sie Vermögen aufbauen möchten (wenn auch das Auto an Wert verliert).
- Sie eine höhere monatliche Belastung tragen können, um am Ende schuldenfrei zu sein.
Leasing ist die bessere Wahl, wenn:
- Sie immer das neueste Modell fahren möchten, ohne es zu besitzen.
- Sie planbare und tendenziell niedrigere monatsweise Kosten bevorzugen.
- Sie eine fest kalkulierbare Kilometerleistung haben.
- Sie sich nicht um den Wiederverkauf kümmern möchten.
- Sie Wert auf aktuelle Technologie und Sicherheit legen.
- Sie gewerblich tätig sind und steuerliche Vorteile nutzen können.
- Sie sich das höhere Risiko bei der Rückgabe zutrauen (Minderwert, Mehrkilometer).
Wichtige Tipps für beide Optionen in Deutschland
- Vergleichen Sie Angebote: Holen Sie immer mehrere Angebote von verschiedenen Banken und Autohändlern ein. Nutzen Sie Online-Vergleichsportale für Kredite und holen Sie sich Leasing-Angebote bei verschiedenen Händlern.
- Konditionen genau prüfen: Achten Sie nicht nur auf die monatliche Rate, sondern auf den effektiven Jahreszins bei der Finanzierung und alle versteckten Kosten und Bedingungen beim Leasing (Mehr-KM-Kosten, Minderwertkatalog).
- Versicherungen: Sowohl bei Finanzierung als auch bei Leasing sind Vollkaskoversicherungen oft Pflicht. Bei Leasingverträgen können zusätzliche Versicherungen für GAP (Absicherung gegen Restschuld bei Totalschaden) oder für Schäden bei Rückgabe sinnvoll sein.
- Probefahrt und Modellwahl: Egal wie Sie finanzieren, stellen Sie sicher, dass das Fahrzeug zu Ihren Bedürfnissen passt.
- Keine unnötigen Zusatzleistungen: Lassen Sie sich nicht zu überteuerten Zusatzversicherungen oder Services drängen, die Sie nicht benötigen.